Keine Entlastung durch Carsharing

Berlin – Carsharing gilt als praktisch und modern. Immer mehr Menschen registrieren sich für die verschiedenen Dienste. Besonders in Großstädten schreiben DriveNow, car2go und Co. Erfolgsgeschichten. Eine neue Langzeitstudie deckt aber auf: Viel hat sich nicht getan – oder doch?

Carsharing verspricht bei der Betrachtung des „Großen Ganzen“ saubere Luft, Entlastung der Verkehrswege und die bessere Verfügbarkeit von Parkplätzen. Warum? Weil Privat-PKW durch die Nutzung verchiedener Carsharing-Anbieter verkauft werden können.

Befragung zum Nutzungsverhalten

Seit drei Jahren erfasst das Forschungsprojekt „WiMobil“ die Nutzungsprofile von Carsharing-Kunden. Befragt wurden Mitglieder von DriveNow und Flinkster in der Modellregion Berlin Pankow und Steglitz-Zehlendorf. Die Auswertung der Ergebnisse scheint kein Ruhmesblatt für die Carsharing-Anbieter zu werden. Kurz gefasst sind die Nutzer nämlich größtenteils männlich und solvent. „75 Prozent der Carsharing-Nutzer sind Männer“, sagt Barbara Lenz, Professorin am Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrum gegenüber dem tagesspiegel. Zudem haben rund 70% dieser Gruppe einen Hochschulabschluss, wohnen in der Innenstadt und verfügen über ein hohes monatliches Einkommen.

Kaum Einfluss auf den Verkehr

Interessant: Knapp 60% der DriveNow-Kunden besitzt ein eigenes Auto. DriveNow selbst sagt, dass viele Nutzer ihr Auto aufgrund von Carsharing-Angeboten den Privat-PKW abgeschafft hätten. 37% wüssten den Ergebnissen der Studie nicht einmal, dass es neben dem Free-Floating Carsharing auch solche Modelle mit festen Stationen gibt. Dementsprechend ist der Anteil an Freizeitnutzung besonders hoch. Carsharing wird eher als zusätzliches Transportmittel verstanden, nicht als Ersatz für den Privat-PKW oder für den öffentlichen Nahverkehr.

Chancen für Mobilität der Zukunft

In Berlin sind mehr als 1,17 Millionen PKW zugelassen. Von einer Entlastung des Verkehrs durch ein paar tausend Carsharing-Autos kann also nicht die Rede sein. „Wir reden hier über homöopatische Dosen“, sagt Hermann Blümel von der Senatsverwaltung. Doch Carsharing bietet auch Chancen, besonders im Hinblick auf die urbane Mobilität der Zukunft. Denn sobald Innenstadt-Bereiche durch Parkraumnutzung immer mehr belastet werden, wird das eigene Auto zum Pendeln unanttraktiv.

Knapper Parkraum fördert Carsharing

Die Reduzierung der Stellplätze kann laut Berliner Senatsverwaltung ein probates Mittel sein, den Kollaps der „In-Bezirke“ zu verhindern. Carharing kann dabei nicht der alleinige Retter des Straßenverkehrs sein. Die gesamtheitliche Nutzung spielt hierbei die wesentliche Rolle. Wer mit der U-Bahn schneller am Ziel ist, wird die Bahn nutzen. Carsharing macht dann Sinn, wenn der Verkehr gering und das Ziel weit weg von Stationen der Nahverkehrsbetriebe liegt. Natürlich ist Carsharing bequem. Doch dieser Benefit macht die Nutzung überhaupt erst attraktiv.

Bild: DriveNow

 

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