Da hätte der türkische Staat gleich das ganze Auto kaufen können. In vier Jahren gab das Umweltministerium in Ankara rund 320.000 Euro für einen einzigen Mietwagen aus – einen Mercedes-Benz S500 L. Diese Summe schlägt beim türkischen Rechnungshof hohe Wellen.
Normalerweise dienen Mietwagen zur Überbrückung von Fahrzeugengpässen in Geschäftsflotten, für lange Reisen, als Werkstattersatz oder einfach als Spaßobjekt. Doch der türkische Umweltminister Veysel Eroğlu erteilte über den Zeitraum von vier Jahren einer Autovermietung den staatlichen Auftrag, eine S-Klasse in der Langversion bereit zu stellen.
Ein S500L als Mietwagen für den Staatsdienst
Zusätzlich zur Miete wurden die Kosten für Chauffeur und Treibstoff vom Steuerzahler übernommen. Laut deutsch-türkischer-Nachrichten gab es eine jährliche Ausschreibung für die Bereitstellung des Wagens. Jedes Mal erhielt die Mietwagenfirma „Platform Turizm Taşımacılık Gıda İnşaat Temizlik Hizmetleri“ den Zuschlag. Auf Ministriumsanfrage, warum statt eines Autokaufs die weitaus teurere Mietvariante gewählt wurde, gab es folgende Antwort: „Einige Details haben wir übersehen. Um sowohl die Behörde zu vertreten als auch die Fahrsicherheit zu gewährleisten, werden von uns die angemessenen Fahrzeuge angemietet“.
Veysel Eroğlu steht in der Türkei unter Kritik. Seine Amtszeit sei die„dunkelste und chaotischste in der Geschichte des türkischen Umweltministeriums“ so die Partei MHP. Zuletzt wurde ihm unterstellt, 130.000 Menschen in einer staatlichen und zeitlich begrenzten Arbeitsbeschaffungsmaßnahme beschäftigt zu haben – Problem dabei: Die Arbeiter seien aus AKP-nahen Kreisen rekrutiert worden, der Partei von Eroğlu.
Bild: Mercedes-Benz